Viele Einsteiger, die das Zeichnen lernen, verwechseln anfangs noch Zeichnen und Malen und verwenden die beiden Begriff weitgehend synonym. Ich bin da keine Ausnahme. Aber ich lerne ja gern dazu. Da mir nicht unbedingt bewusst war, was eigentlich genau die eine Technik von der anderen unterscheidet, habe ich im Netz ein wenig dazu recherchiert. Das Ergebnis ist durchaus erstaunlich – wenn man sich für die Materie interessiert. 🙂
Malerei oder Zeichnung – eine bloße Frage des Geschmacks?
So ist es in der heutigen Praxis tatsächlich nicht immer möglich, Zeichnung und Malerei klar voneinander zu trennen. Früher war das tatsächlich anders. Aber von Anfang an. Klare Kriterien, die ein künstlerisches Bildwerk zur Zeichnung machen, sind eine einfarbige Gestaltung und eine Fokussierung auf die Umrisse des dargestellten Objekts. Charakteristisch fürs Zeichnen ist weiterhin die Verwendung von Linien, während bei der Malerei häufig detailierte Flächendetails ausgearbeitet werden. Bei Zeichnungen beschränkt man sich hingegen häufig darauf, die Oberflächen anzudeuten oder auf entsprechende Schattierungen, die der Fantasie des Betrachters auf die Sprünge helfen sollen. Man könnte als Laie also vielleicht zunächst denken. dass die Malerei realistischer darstellt als das Zeichnen. Dies ist allerdings nicht zwingend der Fall. Jeder kennt sicherlich die Porträtzeichner, die in Fußgängerzonen oder neuerdings auch auf Youtube in Windeseile mithilfe von bloßen Bleistiftstrichen Zeichnungen erstellen, die beinahe schon als Schwarz-Weiß-Fotografie der jeweiligen Person durchgehen könnten. Auch alte technische Zeichnungen von Leonardo da Vinci sind häufig realistischer als so manches Gemälde..
Pinsel oder Bleifstift: Kann es so einfach sein?
Ein anderes mögliches Kriterium ist das verwendete Zeichen- bzw. Malwerkzeug: Auch die meisten Laien verbinden den Pinsel intuitiv wohl eher mit der Malerei, während sie bei Werkzeugen wie Bleifstiften eher an eine Zeichnung denken. Dies deckt sich auch mit der Beobachtung, dass in Zeichnungen mehr mit Strichen und weniger ausgiebig an der Gestaltung von Flächen gearbeitet wird als in der Malerei, denn Pinsel sind nun einmal besser zum Ausfüllen von Flächen geeignet als Bleistifte oder anderes typisches Zeichenwerkzeug. Außerdem lassen sich die verwendeten Farben z. B. in der Ölmalerei oder auch bei der Arbeit an Aquarellen mit Pinseln zu neuen Farbtönen kombinieren. Diese galt lange Zeit als klares Kriterium, das ein Werk zur Malerei macht. Allerdings ist auch dieser Aspekt heutzutage nicht mehr so klar – immerhin gibt es auch (oft alkoholbasierte und teure) Filzstifte zur Colorierung von Comiczeichnungen oder Manga-Charakteren, bei denen sich die Farben miteinander vermischen lassen. Während also früher höchstens einige wenige “reine” Farbtöne zur Gestaltung von Zeichnungen verwendet werden durften, ist dies in unserer Zeit nicht mehr so klar geregelt.
Natürlich gibt es genügend Fälle, in denen eine Zeichnung durch die überwiegende einfarbige Gestaltung durch Striche und Linien relativ einfach als solche zu erkennen ist. Genauso gibt es aber auch eine “Grauzone” oder einen Übergangsbereich, in dem nicht mehr klar zwischen Malerei und Zeichnung unterschieden werden kann. Wer meint, die Grenze hier immer völlig klar ziehen zu können, ist entweder ein absoluter Experte – oder hält sich wenigstens für einen. 😉
Muss ein Einsteiger Zeichnen und Malen klar unterscheiden können?
Persönlich denke ich nach diesem kurzen Ausflug, dass der Unterschied zwischen Malerei und Zeichnung nicht so bedeutend ist, dass man sich gerade als Anfänger allzu sehr den Kopf darüber zerbrechen sollte. Lieber sollte man sich auf das Erlernen von praktischen Fähigkeiten konzentrieren. Letztendlich bringt ein solches akademisches Theoriewissen gerade dem Einsteiger meiner Ansicht nach recht wenig. Da ich in meinem derzeitigen “larvalen” Anfangsstadium keine Farben benutze und vorwiegend mit Bleistiftstrichen arbeite, werde ich meine Werke sowieso noch längere Zeit guten Gewissens als Zeichnung bezeichnen können. Vielleicht sehe ich das dann ja später als voll entwickelter Schmetterling auch wieder etwas anders. 🙂 Wer Design oder Kunst studiert oder eine entsprechende Ausbildung macht, kommt mit der entsprechenden Theorie ja sowieso früher oder später in Kontakt – da ich aber noch lange kein Vollzeitkünstler bin, werde ich das bloße Buchwissen aber bei meinem weiteren Werdegang eher zurückstellen. Ob ich nun an einer farbenfrohen Zeichnung oder bereits an einer Malerei arbeite, ist mir nicht so wichtig, solange das Endergebnis optisch ansprechend ist. Die eigenen Werke sagen im Zweifelsfalle halt doch mehr aus als tausende gelesene Worte.
Wer genauer weiß, wie genau sich die Malerei bzw. das Gemälde von der Zeichnung abhebt, kann mich gerne korrigieren. Die Kommentare sind dazu freigeschaltet, wenn Ihr Lust habt.